Marathon Zürich 2021 Mangold tritt an!

Die Nachlese

Gut, klar, stimmt, gebe ich zu: Ich war gleich gestern abend in den Ranglisten. Wie war ich? Wo steh ich? Was haben die anderen so gemacht?

Woran es lag ist irgendwie klar. Diese 1,5 Kilometer Richtung Ziel Robben zum Schluss haben Zeit gekostet. Auch fehlte mir ein guter Läufer, an den ich mich dranhängen konnte; wobei das wahrscheinlich a) nicht erlaubt ist und b) das den ja dann auch deutlich langsamer macht.

Ich habe gesehen, dass in meiner Altersklasse der beste in 45 Minuten durch war. Für mich sollte eine Stunde möglich sein. Bis dahin ist es allerdings im wahrsten Sinne noch ein weiter Weg. Einstweilen danke für Eure Aufmerksamkeit und Unterstützung!

Der Schmerz

Die gute Nachricht: Es ist vollbracht. Die schlechte Nachricht: Es war schlimm. Den ersten Kilometer hat mich ein Ziehen am hinteren oberen Oberschenkel verunsichert. Das ging nahtlos über in einen Schmerz in der rechten Hüfte ab Kilometer 2. Vollkommen überraschend. Zur Erinnerung: die Hüftarthrose ist links! Die Schmerzen haben sich von Kilometer zu Kilometer verschlimmert. Ganz ehrlich: Wenn ich euren Rückhalt nicht in meinem Rücken gespürt hätte, wäre spätestens bei Kilometer 6 Schluss gewesen. So habe ich mich weiter gequält. Danke!

Zwischen Kilometer 8 und neun lief dann wie geplant Bob Dylans Slow Version von “Forever Young”. Ab da war klar: I heb durre. Allerdings wurden die Schmerzen immer schlimmer. Die letzte 1.5. Kilometer konnte ich mich nur noch seitlich nach vorne schieben, die rechte Hüfte vorne. Seit heute weiss ich, was Durrebissn bedeutet. Mein Harald-Norpoth-Endspurt musste komplett ausfallen.

Fazit: Das war mein letzter Laufwettbewerb!,

...im April

Ich gebe zurück an die angeschlossenen Funkhäuser.

Nachlese folgt.

Uhrenvergleich

Es ist jetzt Sonntag 25.4. 09:08. Ddirekt nach diesen Zeilen begebe ich mich an den Start. Hätte nicht gedacht, dass dieses Abenteuer emotional so aufwühlend sein wird. Die Nacht war sehr, sehr lang. Auf dem Foto seht ihr meine letzten Vorbereitungsschritte. Das alles ist nun erledigt. Zur Erklärung: Wim Hof ist wie ich ein Extremsportler, der eine spezielle Atemtechnik entwickelt hat. Es wäre sicher auch für ihn eine grosse Freude, wenn er erfährt, dass ich mit seiner Methode plus 4 Wochen hartem Training die 10 Kilometer in 1:20 geschafft hätte. Aber noch ist es nicht so weit. Aber jetzt gehts los!

go for ist Harry

Ich habe eine Spende gemacht. Jetzt seid ihr dran!

Ich habe eine Spende gemacht. Jetzt seid ihr dran!

Your Part

Die Nervosität steigt. Morgen ist es so weit. Ich fühle mich optimal vorbereitet. Vom Dresscode her ist alles klar, nur bin ich mir noch nicht ganz sicher, welche Kompressionsstufe ich bei den Stützstrümpfen nehmen soll?

Und ihr? Ihr scheint den Ernst der Lage immer noch nicht begriffen zu haben: Ihr könnt Teil einer grossen Community sein, Teil des grossen Traums, Teil der Reise. Ja klar, ich kann das verstehen. Ihr traut der Sache nicht. Da faselt einer unzusammenhängendes Zeug daher, was geht mich das an? Aber: Sofern ich mit Mr. Gums Hilfe das Ziel erreiche, werde ich morgen den Link zur offiziellen Rangliste kundtun. Dann werdet ihr den Beweis haben. Es kann auch euer Leben veränder

Vrittis/Obstacles/Hindernisse Freitag 23.4.

Das Laufen scheint ihr mehr zu liegen als mir. Es geht um meine Nase. Ich weiss einfach nicht, wie ich damit umgehen soll. Die meisten Läufer halten sich ein Nasenloch zu und rotzen einfach so auf den Weg, möglichst schräg nach hinten in den Laufweg der Überholenden. Das ist nicht mein Stil. Ich sehe mich als Gentleman Runner und benutze für das dezente Nase-Schneuzen Papiertaschentücher mit Initialen! Allerdings ist der Prozess sehr aufwändig. Vor allem kostet es deutlich mehr Energie als das vulgäre Rausrotzen. Man muss wissen, dass ich pro Kilometer bei den momentan niedrigen Temperaturen ungefähr zwei mal Rotzen muss. Vielleicht kann man da auch dopingmässig was machen, dass die Nase nicht ständig mitläuft?

Der Tunnel Donnerstag 22.4.

In Fachkreisen heisst es, wenn man eine Weile gelaufen sei, komme man in einen Tunnel rein. In diesem Tunnel laufe es sich fast wie von allein. Der Läufer sei im Flow. Alles passiere wie selbstverständlich, ein vorparadieslicher Zustand. Immer wieder suche ich auf meiner Strecke nach diesem Tunnel und kann ihn einfach nicht finden. Entweder es gibt den Tunnel oben am Lengwiler Weiher nicht, oder er ist sehr gut versteckt. Auch eine zweite Luft habe ich dort oben bisher nicht gesehen, geschweige denn eingeatmet. Muss ich die Strecke wechseln?

Die Vorbilder

Da brauche ich gar nicht lang zu überlegen: Harald Norpoth und Mister Gum. Harald Norporth hat meine Jugend geprägt. Phantastische Endspurts, raumgreifender Schritt, “Quäl dich, du Sau”-Mentalität. Mr. Gum verkörpert den Gegenpol, das abgezockte Wesen, welches immernoch einen bösartigen Trick auf Lager hat, um seine Konkurrenten in Schach zu halten.

“Das Leben ist ein Zitronenbaiser.”?!

Die Konkurrenz

,... geblufft und ausgebufft. Die drei auf dem Foto habe ich gestern überrundet. Da fühlt man sich natürlich erstmal grossartig. Aber nachdem ich nun eine Nacht drüber geschlafen habe, denke ich, die haben geblufft. Vor allem der in der Mitte hat ziemlich ausgebufft hinter mir her geguckt. So ein Blick wie “Du alte Ratte sollst vor die Hunde gehen!”. Wenn er nicht an der Leine gewesen wäre, hätte er die Verfolgung aufgenommen. Da bin ich mir nun sicher.

Aber egal, alle anderen habe ich im Griff, denke ich. Und wenn es dann tatsächlich nur der undankbare Platz 4 wird, ...es ist schliesslich für eine gute Sache!

Nachtrag vom 16.4.:

Besser hätte es nicht kommen können: Vorne eine neun, die grösste und schnellste Zahl im gesamten Sonnensystem! Dahinter eine für Ausgewogenheit, Ordnung und Gelassenheit stehende fünf. Und dann zum Schluss der Hammer: die sechs, das Wilde in mir, die pure Energie. Und als Sahnehäubchen obendrauf: gerade noch dreistellig! Und überhaupt, wo gibts das schon, die sechs und die neun in ein und derselben Startnummer. Eine unglaubliche Symmetrie breitet sich da aus. Mein Mitgefühl geht an alle mit vierstelliger, oder, noch viel schlimmer, zweistelliger Startnummer. Einzig die 96 wäre mir doch deutlich lieber gewesen, … und die 4211, aber das ist eine andere Geschichte.

Eines jedoch kann ich heute schon sagen, auch wenn alles in die Hose geht: Der Startnummer werde ich die Schuld nicht geben. (Da fällt mir bestimmt noch was besseres ein!)

Die Strecke

Der Zürich Marathon findet in diesem Jahr virtuell statt. Das heisst, die Läufer können sich die Strecke selbst aussuchen. Die Zeitmessung erfolgt über eine App. Ich habe mich für den Wald oben beim Lengwiler Weiher entschieden. Da ist es im Zweifelsfall wind- und sonnengeschützt. Die Steigungen sind überschaubar. Es gibt einzig einen heiklen Abschnitt (siehe Foto). Das geht unheimlich in die Beine. Ich habe schon versucht, die Teilstrecke seitlich von links anzugehen. Aber dann zieht sich das ganz schön bis man oben ist. Die Steigung erstreckt sich über gut einen Höhenmeter verteilt auf einen Streckenabschnitt von ungefähr 3 Metern. Insgesamt muss ich vier Mal da hoch. Und dann denkst du immer schon fünf Minuten vorher “Scheisse, jetzt kommt gleich die Stelle.”

Ich vermute, da hilft nur Mentaltraining. Aber jetzt so kurz vor dem Wettkampf nochmal was neues anfangen? Wie soll ich mit dieser Herausforderung nur umgehen?

Die Krise

Natürlich habe ich gewusst, dass es zu einer Marathon-Vorbereitungsphase dazu gehört. Aber dass es so schlimm wird, hätte ich nicht gedacht. Schon der erste Schritt beim Laufen gestern schmerzte in den Oberschenkeln. Und das hat nicht wieder aufgehört bis ich vollkommen fertig 2 Stunden später auf dem Sofa lag. Und dort liege ich immernoch. Ich habe die Schmerzen im Oberschenkel nur deswegen später beim Laufen nicht mehr so stark gespürt, weil sie durch andere Schmerzen überlagert wurden. Und wisst ihr, was allein mich hat durchhalten lassen?

Ihr!!!

Wenn ich nicht diese starke Gemeinde von Followern im Rücken gehabt hätte, …

Ausserdem ist es natürlich für eine gute Sache!

Die Musik

https://www.mytdh.ch/de/harry-mangold/marathon-zurich-2021-mangold

Wer einen Marathon erfolgreich bestreiten will, braucht die richtige Musik im Ohr. Viele Athleten wissen es nicht: Die Zeit, die auf das Erstellen der Playlist verwendet wird, sollte in ungefähr gleich der Zeit sein, die auf das eigentliche Lauftraining fällt. An meiner Playlist “I run, but I don't know why” arbeite ich zugegeben deutlich länger schon. Die Stossrichtung ist klar: Die Musik soll den Lauf zum Genuss werden lassen. Körper, Geist und Seele gehen mit diesen Songs eine chemische Verbindung ein. Sie holen dich in allen Laufphasen in deiner jeweiligen Stimmung ab und helfen dir, in deinen Tunnel reinzukommen. Und vor allem auch wieder heraus. Dafür fehlen mir allerdings noch ein paar Songs. Falls ihr also Ideen habt? Hier der Link zur (Spotify) Liste:

https://open.spotify.com/playlist/4u07QPSMaCAVoUSe9CuCcc?si=eEaWNhEVQ-y…

Die Ernährung

Früher hat es gereicht, wenn man sich am Abend vor dem Marathon in der Pizzeria um die Ecke eine doppelte Portion Spaghetti und drei Weizenbier bestellt hat. Aber: Aus dem Alter sind wir raus. Und mal ganz ehrlich, …. das ist gut so!

Schon in Klasse 1 der Achtsamkeitsschule habe ich gelernt, dass der Körper ein Teil von mir selbst ist. Daher habe ich nun entlang der Strecke ein paar Leckerbissen versteckt, hier mal ein Russisch Ei, dort mal eine ordentliche Portion Nudelsalat. Wichtig: Durch das Laufen trocknet die Kehle aus. Damit der Lauf auch kulinarisch zu einer gelungenen Veranstaltung wird, muss an den Speisen viel Mayonnaise dran sein. Dann rutscht es besser runter.

Der Schuh:

Gestern beim lockeren Aufgalopp oben durch den Wald ist es mir erstmals aufgefallen: Meine Laufschuhe machen bei jedem Schritt komische Geräusche. Es klingt ähnlich wie früher bei meinem Opa, wenn er nach dem Aufstehen ins Badezimmer geschlurft ist, irgendwie hohl. Jetzt stehe ich vor der Frage, ob ich vor dem grossen Tag etwa noch einen neuen Schuh brauche, oder sogar zwei?

Der Schuh ist zwar schon über 10 Jahre alt, hat aber nicht mehr als 80 Kilometer auf dem Tacho. Bin mir nicht sicher, wie das zählt. Rein Äusserlich sieht er einfach Topp aus, fast etwas verführerisch.

Es ist ein «GT-2160», wenn das nicht schnell klingt! Gekauft habe ich ihn übrigens damals beim guten Peter Reiher in Konstanz.

Was meint ihr?

Ich habe eine Spende gemacht. Jetzt seid ihr dran!